Flachland mit Alm

Mit Windeseile kommt er herbei, der Mai, und mit ihm heuer (also 2023) leider nicht der Viehauftrieb.

Jahrzehntelang wurde der Almauftrieb am 1. Mai vom Volk der im Burgenland ansässigen „Franzosen“ zelebriert.

Warum war oder ist der Almauftrieb etwas so Besonderes?

Zuerst einmal muss man sagen, dass man sich als „Alm“ etwas anderes vorstellt. Etwas eher höher Gelegenes. Im Gebirge, auf mehr als 1000 m Seehöhe. Damit kann unser kleines Dorf in der Pannonischen Tiefebene nicht dienen. Trotzdem haben wir eine Alm.

Lange Zeit gab es in und um Apetlon als einziger Ortschaft in der Umgebung noch eine Viehherde, die täglich, von Hütern beaufsichtigt, über die Hutweide zum Darscho und retour zur Langen Lacke „getrieben“ wurde. Regelmäßig wurde dabei auch der Güterweg Richtung Frauenkirchen „blockiert“, wenn sich die langsam fortbewegende Herde vom Darscho Richtung Lange Lacke bewegte, oder von der Hutweide zum Darscho.

(Nachdem der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel gegründet worden war, legten sich übrigens auch andere Ortschaften eine Herde zu.)

Als ich noch jung war, also vor Jahrzehnten, kamen die Tiere jeden Tag wieder zurück ins Dorf. Daran kann ich mich noch lebendig erinnern, standen wir doch öfters dabei am Straßenrand und beobachteten die Tiere, wie sie sich langsam durch die Gassen bewegten. Eine der Kühe beschloss eines Tages, mich auf die Hörner zu nehmen (im wahrsten Sinne des Wortes). Hätten mich meine Mutter und meine Großmutter nicht zurückgezogen, hätte sie es wohl geschafft, denn ich stand starr vor Schreck da. Seither habe ich vor Kühen eindeutig den nötigen Respekt.

Worum handelt es sich also bei dem „Almauftrieb“?

Am 1. Mai war es nicht mehr allzu kalt, da konnten die Kühe mit ihren Kälbern auf die Hutweide gebracht werden, wo sie dann den ganzen Sommer verbrachten. Anfangs ging das eher unspektakulär vor sich, bis eines Tages beschlossen wurde, etwas zu essen anzubieten, weil es viele hungrige Zuschauer gab, die aus den Ortschaften der Umgebung mit Auto, Traktor, Fahrrad oder wie auch immer herbeigekommen waren. Irgendwann gab es dann auch Live-Musik dazu. Es wurde zu einer Art Volksfest, bei dem man sich im Freien traf, gut unterhielt, aß und trank, und die Tiere wahrscheinlich gar nicht mehr so sehr im Vordergrund standen.

Und so wurde aus einem anfangs eher unspektakulären Ereignis ein Event, bei dem soziale Kontakte gepflegt wurden. Eigentlich schade, dass der „Almauftrieb“ nicht stattfindet!

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