Flachland mit Alm

Mit Windeseile kommt er herbei, der Mai, und mit ihm heuer (also 2023) leider nicht der Viehauftrieb.

Jahrzehntelang wurde der Almauftrieb am 1. Mai vom Volk der im Burgenland ansässigen „Franzosen“ zelebriert.

Warum war oder ist der Almauftrieb etwas so Besonderes?

Zuerst einmal muss man sagen, dass man sich als „Alm“ etwas anderes vorstellt. Etwas eher höher Gelegenes. Im Gebirge, auf mehr als 1000 m Seehöhe. Damit kann unser kleines Dorf in der Pannonischen Tiefebene nicht dienen. Trotzdem haben wir eine Alm.

Lange Zeit gab es in und um Apetlon als einziger Ortschaft in der Umgebung noch eine Viehherde, die täglich, von Hütern beaufsichtigt, über die Hutweide zum Darscho und retour zur Langen Lacke „getrieben“ wurde. Regelmäßig wurde dabei auch der Güterweg Richtung Frauenkirchen „blockiert“, wenn sich die langsam fortbewegende Herde vom Darscho Richtung Lange Lacke bewegte, oder von der Hutweide zum Darscho.

(Nachdem der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel gegründet worden war, legten sich übrigens auch andere Ortschaften eine Herde zu.)

Als ich noch jung war, also vor Jahrzehnten, kamen die Tiere jeden Tag wieder zurück ins Dorf. Daran kann ich mich noch lebendig erinnern, standen wir doch öfters dabei am Straßenrand und beobachteten die Tiere, wie sie sich langsam durch die Gassen bewegten. Eine der Kühe beschloss eines Tages, mich auf die Hörner zu nehmen (im wahrsten Sinne des Wortes). Hätten mich meine Mutter und meine Großmutter nicht zurückgezogen, hätte sie es wohl geschafft, denn ich stand starr vor Schreck da. Seither habe ich vor Kühen eindeutig den nötigen Respekt.

Worum handelt es sich also bei dem „Almauftrieb“?

Am 1. Mai war es nicht mehr allzu kalt, da konnten die Kühe mit ihren Kälbern auf die Hutweide gebracht werden, wo sie dann den ganzen Sommer verbrachten. Anfangs ging das eher unspektakulär vor sich, bis eines Tages beschlossen wurde, etwas zu essen anzubieten, weil es viele hungrige Zuschauer gab, die aus den Ortschaften der Umgebung mit Auto, Traktor, Fahrrad oder wie auch immer herbeigekommen waren. Irgendwann gab es dann auch Live-Musik dazu. Es wurde zu einer Art Volksfest, bei dem man sich im Freien traf, gut unterhielt, aß und trank, und die Tiere wahrscheinlich gar nicht mehr so sehr im Vordergrund standen.

Und so wurde aus einem anfangs eher unspektakulären Ereignis ein Event, bei dem soziale Kontakte gepflegt wurden. Eigentlich schade, dass der „Almauftrieb“ nicht stattfindet!

Gewässer ohne Wasser

Wir schreiben das Jahr 2022. Im Sommer gibt es eine Hitzewelle sondergleichen. Es fallen so gut wie keine Niederschläge. Zwar werden von Zeit zu Zeit Regenfälle vorhergesagt (oder “versprochen”, wie ich es gerne auszudrücken pflegte), es regnet jedoch woanders. Hie und da etwa 20 km nördlich, meist noch weiter “oben”. Wir bleiben wortwörtlich “im Trockenen” sitzen.

Die Folgen:

Der Wasserspiegel des Neusiedler Sees sinkt beträchtlich, der Zicksee trocknet relativ rasch aus, später folgt auch der Warmsee, vulgo Darscho. Etwas, das ich zeitlebens noch nie erlebt habe.

Im Gegenteil:

Der Darscho führte vor etwa zwei Jahrzehnten im späten Winter derart viel Wasser, dass die schmale Straße, die Richtung Badesee führt, überflutet wurde. Kamen Windstöße von Nordwest, waren die Wellen so hoch, dass das Wasser des Warmsees den Güterweg nach Frauenkirchen “wusch”.

Apetlon, normalerweise die lackenreichste Gemeinde Apetlons, hat schon einige Lacken eingebüßt, die mittlerweise gar kein Wasser mehr führen.

Gewöhnlich verlieren unsere Lacken einiges an der kostbaren Flüssigkeit in den Frühlings- und Sommermonaten. Im Herbst und Winter werden sie von den Niederschlägen wieder aufgefüllt. Wir werden sehen, ob es auch diesmal geschieht. Ein wenig Wasser führt unser Lieblingsgewässer inzwischen schon wieder, aber bei Weitem noch nicht so viel wie gewöhnlich.

Apetlon – das internationale Dorf in den Weiten der Ungarischen Tiefebene

Warum „international“?

Nun denn:

Man nennt uns in anderen Ortschaften „Franzosen“. Woher dieser Ausdruck kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Diejenigen, die uns darüber aufklären könnten, leben nicht mehr.

Auf jeden Fall findet man in unserer Mundart Begriffe wie „Lawua“ (Betonung auf u). Dieses Wort ist eindeutig aus dem Französischen übernommen. „Lavoir“ heißt auf Deutsch „Waschplatz“ oder „Waschhaus“. Bei uns in Apetlon ist das ein großer, runder, eher flacher Behälter aus Metall oder Plastik, in das man Wasser füllt, um sich z. B. zu waschen. Wir sagen auch noch „Schaffl“ dazu, also: ein Schaff, oder um es anders zu betiteln: ein Zuber. 

Unsere Mundart entspringt, wie wohl jeder weiß, dem Deutschen, auch wenn es sich manchmal nicht so anhört. Wenn man sich in Wien in der Öffentlichkeit unterhalten möchte, aber nicht will, dass jeder versteht, was gemeint ist, bietet sich Apetlonerisch als gute Alternative an. (Englisch versteht mittlerweile ja schon jeder.) 

Bis auf ein paar Ausnahmen schauen die Menschen dort drein wie die Kuh vor dem neuen Scheunentor, wenn man sie mit unserer alten Mundart konfrontiert. 

In unserer Ortschaft gibt es eine ungarische Minderheit. Wir leben an der Grenze, auch wenn es keinen direkten Grenzübergang von hier aus gibt. Viele Einheimische haben oder hatten Verwandte in Ungarn. Klarerweise wurden auch hier ein paar Ausdrücke übernommen. „Legwa“ (Betonung auf e; bei uns ein anderes Wort für Marmelade) ist ein gutes Beispiel dafür.

Soweit, so gut. Aber ist dem geneigten Leser/der geneigten Leserin auch bekannt, dass die alten Apetloner:innen auch Englisch gesprochen haben?

Ich erinnere mich, dass ich vor Jahren (ich war noch ein Teenager) eine der Gassen entlangging, als zwei Damen in gehobenerem Alter aufeinander trafen und begannen, sich im urtümlichsten Apetlonerisch zu unterhalten.

Ich kann mich an den Großteil des Gesprächs nicht erinnern, aber zwei Worte gehen mir seither nicht aus dem Kopf: „Na, wei?“

Und genau das zweite Wort, „wei“, klingt fast genauso wie „why“ im Englischen, und bedeutet auch genau dasselbe: eine Begründung wird eingefordert. 

Dass also ein Dorf, dessen Sprache von 4 Ländern beeinflusst wurde, sich „international“ nennen darf, ist damit wohl klar, oder?

Ein weiteres Stück Geschichte – die Pfarrkirche Apetlon

Das Zentrum unserer Ortschaft bildet unter anderem auch unsere Pfarrkirche. Sie ist der Heiligen Margaretha geweiht, und steht seit über 200 Jahren an ihrem jetzigen Platz.

Es gab auch schon vorher eine Kirche in unserer Ortschaft. Nach alten Überlieferungen stand sie dort, wo sich jetzt das Kriegerdenkmal befindet.

Im Jahr 1792 wurde mit dem Bau der Kirche an ihrem heutigen Ort begonnen, 1797 konnte dann der Bau mit dem Turm vollendet werden. Somit feierten wir 1997 das 200-jährige Bestehen unserer Pfarrkirche, und zu diesem Anlass gab es auch eine Kerze, die käuflich erworben werden konnte, und die an das Jubiläum erinnert.

Als ich noch die Volksschule besuchte, war die Kirche an jedem Sonntag zum Bersten voll. Aus diesem Grund wurde das Gebäude 1974/75 erweitert und umgebaut. Der Kirchturm mit der Orgelempore blieb bestehen und wurde renoviert. Dahinter baute man einen großen, achteckigen Hauptraum dazu, der den Anspruch hat, in seiner Art einzigartig zu sein. Es gibt wohl keine Kirche, in der man es geschafft hat, einen derart weitläufigen Raum komplett ohne Säulen auszustatten. Mauern und starke Träger aus Beton stützen die Decke. Alles zusammen ergibt einen beeindruckenden Anblick, der seinesgleichen sucht.

Man wollte uns ursprünglich Säulen „unterjubeln“, und zwar wegen der Statik. Der Architekt jedoch setzte sich durch, nachdem Berechnungen ergeben hatten, dass der Bau so möglich war, wie er es geplant hatte.

Die Firma Schiener wurde damals mit dem Zubau beauftragt. Mein Vater war einer der Maurer, die an dem Bauwerk arbeiteten. Er mag so seine Fehler gehabt haben, aber ich weiß, dass er immer auf Nummer sicher ging, und für die Ewigkeit baute. So zweifle ich nicht daran, dass unsere Pfarrkirche mindestens weitere hundert Jahre halten wird. Über 40 Jahre haben die Mauern bereits problemlos überstanden.

Der Volksaltar steht in der Mitte, umgeben von hölzernen Sitzbänken. Uns Apetloner irritierte das anfangs ein wenig, konnte man doch etwas tun, was vorher nicht möglich war: die anderen Kirchenbesucher sehen. Manche störte das in ihrer Andacht. Eine meiner näheren Verwandten kam beispielsweise jeden Sonntag heim und wusste haargenau, was andere getan hatten oder wie sie gekleidet gewesen waren. Man gewöhnt sich allerdings schnell an diese Sitzordnung, und wenn man sich wirklich auf das Geschehen am Volksaltar konzentrieren möchte, dann schafft man das auch.

Der Hochaltar mit dem Bild der Heiligen Margaretha befindet sich in einer Art Nische. Hochaltar, Marienaltar und Kreuzwegbilder hatte man von der „alten“ Kirche aufgehoben bzw. herrichten lassen, und sind in der umgebauten Kirche weiter in Verwendung. Obwohl die Architektur des Zubaues sehr modern gehalten ist, harmoniert sie meiner Meinung nach perfekt sowohl mit dem Hochaltar als auch dem Marienaltar.

Besonders feierlich konnte man ab 1975 manche kirchlichen Feiern gestalten. So sitzen beispielsweise bei der Erstkommunion die Kinder auf Sesseln rund um den Altar, und sind direkt am Geschehen beteiligt.

Die Krippe wird zudem zu Weihnachten direkt vor dem Volksaltar aufgebaut, und kommt so bestens zur Geltung.

Anfangs wurde die Kirche von oben beheizt. Der Einbau dieser „Heizung“ war gefördert worden, und deshalb günstiger in der Anschaffung. Nun ist allgemein bekannt, dass warme Luft aufsteigt und kalte Luft absinkt. In Anbetracht dessen wird sich jeder vorstellen können, dass in den ersten Jahren die Heizung zwar lief (und gut hörbar lief), jedoch nichts brachte. Unten saß man und fror trotzdem. Eine effektivere Heizung musste her. Heizrohre wurden in den Bänken unter den Sitzflächen eingebaut. Außerdem stellte man die Sitzbänke auf niedrige „Holzpodeste“. So wurden dann auch die Zehen nicht mehr so kalt, denn der Fliesenboden – so schön er auch aussieht – entzieht den Füßen auch bei dicken Sohlen die Wärme.

Nach der Vollendung des 2. Jahrtausends stellte man fest, dass die Orgel nicht mehr lange halten würde. Eine neue Orgel musste her. Diese wurde von einer Vorarlberger Firma gebaut, und am 6. Jänner 2009 im Rahmen einer feierlichen Messe eingeweiht.

Um sich die Kosten für die Orgel leisten zu können, begann man, in der Kirche Pfingstkonzerte zu veranstalten. Die Orgel ist mittlerweile schon längst ausbezahlt, die Pfingstkonzerte sind inzwischen zur Tradition geworden.

Im alten Teil der Kirche wurden die Fenster ausgetauscht, und neue, von Hannelore Knittler-Gsellmann gestaltete, Glasfenster eingebaut.

Als nächstes Projekt werden jetzt die Kirchenfenster im Zubau in Angriff genommen. Sie werden den Innenraum der Kirche in ein anderes Licht setzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin mir sicher, sie werden den großartigen Eindruck der Pfarrkirche Apetlon ergänzen und komplettieren.

Unser Kriegerdenkmal

Gleich beim (derzeit) einzigen Kreisverkehr unserer Ortschaft findet man das Kriegerdenkmal. Es erinnert an die Vermissten und Gefallenen der beiden Weltkriege, in die unser Land verstrickt war.

Jedes Jahr zu Allerheiligen findet hier eine Andacht statt, bei der der Kirchenchor Lieder singt, der Musikverein unter anderem auch „Ich hatt‘ einen Kameraden“ vorträgt, gebetet wird und Vertreter des Heeres und der Gemeinde Kränze niederlegen. Ebenso besucht die Ortsbevölkerung das Denkmal alljährlich zu Allerheiligen, um Kerzen hinzustellen, und der Verwandten, die aus dem Krieg nicht mehr zurückgekommen sind, zu gedenken.

Mich erinnert das Kriegerdenkmal nicht nur an meinen Großvater mütterlicherseits, der als vermisst gemeldet wurde und nicht mehr daheim auftauchte, sondern auch an meine Zeit als Kleinkind, noch bevor ich in die Schule kam, und an Weihnachten.

„Warum wohl?“, wird sich so mancher Leser fragen. Hier die Erklärung:

Am Heiligen Abend, wenn Schnee lag, nahm meine Großmutter uns, meine Schwester und mich, mit dem Schlitten mit, und fuhr mit uns zum Kriegerdenkmal. Dieses stand damals nicht an dem heutigen Platz beim Kreisverkehr, sondern zwischen Schule und Kirche. Die drei Steine waren umzäunt, und standen enger zusammen als jetzt, da an der damaligen Stelle nicht so viel Platz vorhanden war, wie an der jetzigen.

Meine Oma stellte Blumen vor das Denkmal und Kerzen dazu.

Danach ging es wieder ab nach Hause, wo das Christkind mittlerweile den Christbaum gebracht und wunderschön geschmückt hatte.

Natürlich ist mir klar, dass diese Kurzausflüge mit dem Schlitten nur dazu gedacht waren, meine Schwester und mich aus dem Haus zu bekommen, damit meine Eltern in Ruhe den Baum aufstellen und dekorieren konnten.

Dennoch sind gerade sie der Grund, dass ich jetzt noch genau weiß, dass das Kriegerdenkmal früher an einem anderen Platz stand.

Dort, wo sich früher das Kriegerdenkmal befand, kann man jetzt eine Marienstatue bewundern.

Das Kriegerdenkmal selbst befindet sich heute allerdings auf einem mindestens ebenso geschichtsträchtigen Ort. Denn vor langer, langer Zeit (also vor mindestens 200 Jahren) stand dort die Kirche, ehe sie an ihrem jetzigen Platz erbaut wurde. Umgeben wurde sie damals vom Friedhof, der irgendwann in die Wallernerstraße verlagert wurde – nicht weit von seinem ursprünglichen Platz.

Piccolinis – Die Geschichte eines Erfolges

Vor mehr als zehn Jahren startete der Musikverein Apetlon zusammen mit der Musikschule Frauenkirchen und der Gemeinde Apetlon eine Kooperation mit der Volksschule Apetlon. Die unverbindliche Übung “Musikalisches Gestalten” wurde installiert. Bekannt ist diese – nach wie vor – unter dem Namen “Bläserklasse”.

Kapellmeister/Musikschullehrer Josef Pitzl kommt seither zusammen mit einem weiteren Musikschullehrer der MS Frauenkirchen (seit Jahren ist das Florian Janezic) während des Schuljahres jeden Mittwoch in die Schule und übt mit den Schulkindern im Beisein einer Volksschullehrerin (das wäre dann wohl ich) das gemeinsame Musizieren.

Aus dieser Bläserklasse erwuchsen bald die Piccolinis, eine Gruppe von ehemaligen und derzeitigen Kindern der Bläserklasse. Viele von den ehemaligen Bläserklassenkindern sind mittlerweise erwachsen und spielen im Musikverein mit, manche haben schon die Prüfung für das silberne oder sogar goldene Jungmusikerleistungsabzeichen mit Erfolg absolviert. Mittlerweile zählen über 50 Kinder und Jugendliche zu dieser Formation.

Fast von Beginn an absolvieren die Piccolinis öffentliche Auftritte. So gestalten sie beispielsweise die Kindermette, tragen ihren Teil zu diversen Advent- und Schulfesten in der Öffentlichkeit bei, und bilden auch beim alljährlichen Musikantenheurigen einen der Höhepunkte.

Die Kinder proben dazu nicht nur in der Schule. Da die meisten Mitglieder nicht mehr die Volksschule besuchen, gibt es vor allem Proben im Musikheim, selbstverständlich geleitet von Kapellmeister Josef Pitzl.

Sobald diese Kinder bei den Piccolinis bzw. im Musikverein mitspielen, gibt es außerdem noch zusätzlich gemeinsame Aktivitäten, die Spaß am Musizieren, Zusammenhalt und Motivation noch mehr stärken und fördern.

Man merkt also: Die Jugendarbeit im Musikverein Apetlon kann man nur als vorbildlich bezeichnen, teilweise auch dank so mancher Piccolinis, die eifrig mithelfen, dass sich die Neulinge genauso wohl fühlen wie diejenigen, die schon länger „dabei sind“.

Jetzt durften eben diese Piccolinis ihr Können unter Beweis stellen:

Im Burgenland fand ein Wettbewerb unter dem Namen “Hits in Blech Junior” statt. Es wurden die jungen Musiker aus Burgenlands Musikschulen und Blaskapellen ermutigt, ihr Können unter Beweis zu stellen. 15 Formationen nahmen daran teil, unter ihnen auch Apetlons Piccolinis.

Im Rahmen eines Onlinevotings qualifizierten sie sich mit ihrer Version von Karel Gotts “Biene Maja” für das Finale am 27. Oktober in Eisenstadt.

Und jetzt kommt es: Sie gewannen den Wettbewerb!

Als Apetlonerin, Mitglied des Musikvereins und (teils ehemalige) Lehrerin dieser Kinder und Jugendlichen bin ich natürlich besonders stolz auf ihren Erfolg, wiewohl ich weiß, dass ich herzlich wenig damit zu tun habe. Dennoch: wieder einmal gaben wir Apetloner ein kräftiges Lebenszeichen von uns, und konnten unter Beweis stellen, wie es um uns steht – im positivsten Sinn.

Dieser Sieg zeigt auch, dass unser Musikverein mit diesen jungen MusikerInnen einer glänzenden Zukunft entgegen sehen kann.

Also:

Herzlichen Glückwunsch den GewinnerInnen, ihr wart spitze! Und: Weiter so!

Der tiefste Punkt Österreichs, oder: Sieh nur, ich seh nichts

Bis vor wenigen Jahren galt Illmitz als die tiefst gelegene Gemeinde Österreichs. Das ist sie immer noch, aber mittlerweile liegt der tiefste Punkt Österreichs auf Apetloner Hotter.

Zur Vorgeschichte:

Ein Apetloner, der sich sehr für Höhenmeter interessiert, war der Meinung, dass ein Stück Brachland in einem Ried namens Hedwighof (wir Apetloner nennen es liebevoll Tiglitt oder Tiglat) tiefer liegt als der Rest des Illmitzer Hotters. Auf seinen Verdacht hin wurde vermessen und verglichen – und siehe da: er hatte Recht!

Die Entdeckung wurde in den Medien verbreitet, und auch auf dem Nationalparkfest gebührend gefeiert. Der damalige Bürgermeister – Gott hab‘ ihn selig – tätigte den allseits bekannten, launigen Spruch: „Tiefer gehts nimmer!“

Seither dürfen wir uns als Gemeinde mit dem tiefst gemessenen Punkt Österreichs bezeichnen.

Nun würde man annehmen, dass man gleich alles Mögliche und Unmögliche unternahm, um den Besuch dieses Punktes so spektakulär wie möglich zu machen. Es wurden auch gleich Tafeln aufgestellt, die anzeigten, dass man sich hier in etwa am tiefsten Punkt Österreichs befinde, und Wegweiser wurden aufgestellt, damit man ihn auch finden konnte. Mehr geschah nicht, und durfte, soweit mir bekannt ist, aus Naturschutzgründen, nicht unternommen werden.

Geocachern sei allerdings verraten: für sie ist die Gegend doch etwas interessanter als für Otto Normalverbraucher.

Es war einmal …

Andenken an den Eisernen Vorhang

Vor Jahren, als ich noch als Schülerin Volksschule und Gymnasium besuchte, war der Eiserne Vorhang für uns Apetloner noch Realität.

Dazu muss ich bemerken:

Obwohl die Gemeinde Apetlon nicht direkt an der Grenze zu Ungarn liegt, so haben wir es doch dem Umstand zu verdanken, dass unser Hotter sehr weit reicht, sodass manche Grundstücke direkt am Eisernen Vorhang lagen.

Und so kam es, dass ich irgendwann einmal mit meiner besten Freundin eine Radtour zu einem dieser Grundstücke unternahm.

Wir picknickten in Sichtweite eines Grenzwachturms, und meine Freundin erzählte, was sie von anderen gehört hatte: man könne nicht in die Nähe des Grenzzaunes, weil dort Minen lägen. Soldaten würden die Grenze bewachen, und auf jeden schießen, der sich ihr nähert. Für mich als Teenager war es damals eine Art „Nervenkitzel“, in sicherer Entfernung zu sitzen und einen der Türme zu betrachten.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand versucht hat, die Grenze in Richtung Ungarn zu überqueren, kann mir aber gut vorstellen, dass es diese Versuche sehr wohl von ungarischer Seite gab.

Der Eiserne Vorhang trennte damals die Länder des Warschauer Paktes vom Rest Europas, und nicht nur das. Für uns Burgenländer, die noch Verwandte in Ungarn hatten, wurde von einem Moment zu anderen jeglicher Kontakt zu diesen unterbrochen. Jemanden im Nachbarstaat zu besuchen, war mit Hindernissen verbunden, die man sich jetzt nicht mehr vorstellen kann. Ohne Visum durfte man nicht in Ungarn einreisen. Man musste als Österreicher außerdem angeben, warum man nach Ungarn wollte. Unseren Ungarischen Verwandten wurde ein Besuch in Österreich komplett untersagt.

Der „Vorhang“ bildete auch Sprachbarrieren. Für uns im ehemaligen Deutsch-Westungarn, dem jetzigen Burgenland, war Deutsch die Amtssprache, die auch in den Schulen unterrichtet wurde und wird. Die Dörfer an den Grenzen zu Österreich, die mit Sicherheit ebenfalls teilweise deutschsprachig waren, wurden „umgeschult“. Ungarisch wurde klarerweise zur Amtssprache. Als lebende Fremdsprache lernte man hier Russisch.

Die Dörfer an der Grenze zu Österreichs verarmten durch Planwirtschaft und Dominanz der damaligen UdSSR. Auch jetzt, drei Jahrzehnte nach dem Abbau des Eisernen Vorhanges, kann man das noch spüren.

Nachbarschaftliche Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn verschwanden im Laufe der Jahrzehnte, und mussten nach dem Fall des Vorhanges wieder mühsam aufgebaut werden.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden auch die Grenzbefestigungen entfernt oder deaktiviert. Um das freundschaftliche Klima Österreichs und Ungarns zu unterstreichen, schenkte Ungarn uns mehrere Grenzwachtürme, die nun zu friedlichen Zwecken genutzt werden. Einer davon steht auf Apetloner Grund, an der Grenze zur Naturzone des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel. Das ist er Turm auf dem Foto zu diesem Artikel. Ein anderer ist bei Illmitz zu finden. Von hier aus kann man nun weit in den Nationalpark sehen und Tiere beobachten.

Wiewohl die Türme jetzt einem friedlichen Zweck dienen, erinnern sie sehr wohl an stürmischere Zeiten. Wollen wir hoffen, dass die Menschen aus Fehlern lernen, und sich dieser Teil der Geschichte nicht mehr wiederholt.

Apropos Seewinkel … (“Klagelied” einer Ur-Seewinklerin)

Ja, früher war alles anders. Da war der Seewinkel noch wirklich der Teil des Bezirkes, der im Winkel des Neusiedler Sees lag. 

Als Erklärung:

Wenn man den Neusiedler See betrachtet, so kann man nicht übersehen, dass er im Norden breiter ist (um die 15 Kilometer an der breitesten Stelle), und nach Süden zu vorerst enger wird. Die engste Stelle hier liegt zwischen Illmitz, unserer geliebten Nachbargemeinde, und Mörbisch auf der anderen Seite des Sees. Danach verbreitert sich der See wieder. Im Osten des Sees entstand daher ein richtiger Winkel, in dem sich drei Ortschaften ansiedelten: Podersdorf am See (die einzige Gemeinde mit direktem Zugang zum See), Illmitz und meine Heimatgemeinde Apetlon. 

Als ich noch ein kleines Mädchen mit zehn Jahren war, lernte ich in der Schule, dass zum Seewinkel nur diese drei Ortschaften gehören. Die Landschaft war bekannt wegen ihrer besonderen Weine (nur als Beispiel), und beliebt, wenngleich eng begrenzt. Zum Heideboden, als Vergleich, gehörte alles, was östlich des Seewinkels lag, bis zur Staatsgrenze im Osten.

Nur ein paar Jahre später vernahm ich zu meinem Entsetzen, dass jetzt auch andere Ortschaften behaupteten, im Seewinkel zu liegen. Hatte ich in meiner kindlichen Naivität doch tatsächlich fälschlicherweise angenommen, die Bezeichnung der Landschaften sei in Stein gemeißelt und unveränderbar! 

Der Heideboden, der zuvor noch einen großen Teil des Bezirks eingenommen hatte, wurde jedoch nun immer kleiner. Auch den Waasen (Hansag), der im Süden des Bezirkes liegt/lag, annektierte der neue Seewinkel sehr schnell.

Plötzlich gehörten zu “uns” auch so exotische Ortschaften wie Andau (mit der bekannten Brücke über den Einserkanal) oder Halbturn (Schloss und Park sind eine Reise wert).

Was lernt man daraus? Nix ist fix, alles kann sich verändern, auch man selbst.

Und als ehemalige Ur-Seewinklerin gewöhnt man sich denn doch daran, nicht mehr so exklusiv zu sein, und empfängt alle, die gern dabei sein wollen, mit offenen Armen. Der Seewinkel kann gar nicht groß genug sein!