Apetlon – das internationale Dorf in den Weiten der Ungarischen Tiefebene

Warum „international“?

Nun denn:

Man nennt uns in anderen Ortschaften „Franzosen“. Woher dieser Ausdruck kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Diejenigen, die uns darüber aufklären könnten, leben nicht mehr.

Auf jeden Fall findet man in unserer Mundart Begriffe wie „Lawua“ (Betonung auf u). Dieses Wort ist eindeutig aus dem Französischen übernommen. „Lavoir“ heißt auf Deutsch „Waschplatz“ oder „Waschhaus“. Bei uns in Apetlon ist das ein großer, runder, eher flacher Behälter aus Metall oder Plastik, in das man Wasser füllt, um sich z. B. zu waschen. Wir sagen auch noch „Schaffl“ dazu, also: ein Schaff, oder um es anders zu betiteln: ein Zuber. 

Unsere Mundart entspringt, wie wohl jeder weiß, dem Deutschen, auch wenn es sich manchmal nicht so anhört. Wenn man sich in Wien in der Öffentlichkeit unterhalten möchte, aber nicht will, dass jeder versteht, was gemeint ist, bietet sich Apetlonerisch als gute Alternative an. (Englisch versteht mittlerweile ja schon jeder.) 

Bis auf ein paar Ausnahmen schauen die Menschen dort drein wie die Kuh vor dem neuen Scheunentor, wenn man sie mit unserer alten Mundart konfrontiert. 

In unserer Ortschaft gibt es eine ungarische Minderheit. Wir leben an der Grenze, auch wenn es keinen direkten Grenzübergang von hier aus gibt. Viele Einheimische haben oder hatten Verwandte in Ungarn. Klarerweise wurden auch hier ein paar Ausdrücke übernommen. „Legwa“ (Betonung auf e; bei uns ein anderes Wort für Marmelade) ist ein gutes Beispiel dafür.

Soweit, so gut. Aber ist dem geneigten Leser/der geneigten Leserin auch bekannt, dass die alten Apetloner:innen auch Englisch gesprochen haben?

Ich erinnere mich, dass ich vor Jahren (ich war noch ein Teenager) eine der Gassen entlangging, als zwei Damen in gehobenerem Alter aufeinander trafen und begannen, sich im urtümlichsten Apetlonerisch zu unterhalten.

Ich kann mich an den Großteil des Gesprächs nicht erinnern, aber zwei Worte gehen mir seither nicht aus dem Kopf: „Na, wei?“

Und genau das zweite Wort, „wei“, klingt fast genauso wie „why“ im Englischen, und bedeutet auch genau dasselbe: eine Begründung wird eingefordert. 

Dass also ein Dorf, dessen Sprache von 4 Ländern beeinflusst wurde, sich „international“ nennen darf, ist damit wohl klar, oder?

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